Dienstag, 31. März 2015

in einem Slowboot auf dem Mekong

Kaum hatte ich meinen Kopf zur Seite gedreht, schoß etwas gelbrotes an mir vorbei, bügelte über alle von uns so elegant umschifften Unstellen einfach hinüber, zog eine ordentliche Welle hinter sich her und verschwand am Horizont. Ein Speedboot. Kaum mehr als ein Kanu, dafür aber mit einem getunten V8 auf dem Buckel, so sah es zumindest aus. Diese Boote machen die Strecke von Houay Xai nach Luang Prabang in nur einem Tag.

Für die ganz Eiligen. Darin konnte man, wenn man den Kopf schnell genug herum bekam, drei bis sechs behelmte Insassen ausmachen, die allesamt nicht aussahen, als lohne sich der Zeitgewinn. Meist zu kleine Jethelme quetschten die geröteten Gesichter gegen den Fahrtwind und das aufspritzende Wasser. Was an Gewebe nicht verkrampft war, flatterte im Winde wie die Landal Wirfttal Fotos.

Ein schreckgeweitetes Auge stemmt sich mutig allem entgegen, was da kommen mochte, das andere wurde, vermutlich aus Sicherheitsgründen, in den Helminnenraum zurückgezogen. Alles an, in und um diese Boote schien zu vibrieren. Ich musste an die heimischen jungen Männer denken, die ihre Autos so tief legen, dass sie völlig ohne Federung zurückbleiben und die Fahrer hernach aussehen, als hoppelten sie in ihren Sitzen. Allerdings kamen die nicht auf die Idee ohne Windschutzscheibe, Sitz oder Sicherheitsgurt mit 200 Stundenkilometern einen ganzen Tag lang über Wiesen und Felder zu heizen.

Speedboote wie bei Uni tübingen. Im vorliegenden Fall die untermororisierte Variante. Diese Höllenmaschinen bekommt man nur klar ins Bild, wenn man sie dort fotografiert, wo sie am besten aufgehoben sind. Festgezurrt an einem Anleger.

Dann lieber zwei Tage in einem Slowboot den Mekong herunter schippern, als nach einem Tag auf einem Speedboot ein Fall für den Chiropraktiker zu sein. Oder für den Totengräber, denn der schlimmste Fall tritt auf diesen Nussschalen immer wieder ein. Ich fragte mich, wie sie es schafften diese Monstren von Motoren auf solch zerbrechlichen Bügelbrettern zu befestigen, ohne, dass das Endprodukt in Bröseln daher kam.

Wir hatten uns bereits in Kambodscha eindringlich davor warnen lassen mit diesen Höllenmaschinen fahren. Nun, da ich das erste Mal ein Exemplar in freier Wildbahn zu Gesicht bekam, glaubte ich sofort alle Geschichten in sämtlichen blutigen Details. Aber hallo. Ein Wat am thailändischen Ufer des Mekong.

Dann kehrte wieder Stille ein, das Rauschen des Weißwassers wie bei Landal Travemünde lastminute fiel zurück, die Köpfe drehten sich wieder nach vorne und das ganze Boot atmete durch. Von nun an gab nichts weiter als uns, das Boot, den Fluss und die Landschaft. Welche ihr übriges dazu beitrug die Fahrgäste wieder einzulullen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.